24-09-12

Heizen mit Äpfeln: Unabhängig von Gas und Öl sein – das hat der Apfelhof Augustin südlich von Hamburg geschafft

Quelle: LandInForm 1/2012 – Magazin für Ländliche Räume

In der Erntezeit zwischen August und Oktober erntet der Bio-Obsthof Augustin mit einer Größe von 29 Hektar jedes Jahr 600 Tonnen Bioäpfel. Diese und zusätzlich weitere 3.500 Tonnen Äpfel von Obstbetrieben aus der Umgebung werden in Kühlhäusern eingelagert.

Nach dem Pflücken werden die Äpfel  in den großen Lagern in kontrollierter Atmosphäre schnell von 15 Grad Celsius und mehr auf etwa 2 Grad Celsius gekühlt und in eine Art Kältestarre überführt. Beim Abkühlvorgang wird die Temperaturdifferenz in Form von Wärmenergie freigesetzt und über die Kühlaggregate an die Außenluft abgegeben. Die warme Abluft aus den Kühlhäusern verpuffte bis dato nutzlos.

Im Jahr 2008 entschied sich Dierk Augustin dazu eine Anlage zu installieren um die freiwerdende Energie in einem 8 m hohen Stahlzylinder zu speichern und in den Betriebskreislauf einzuspeisen. Als Speichermedium wählte man Wasser. Fortan wurde die in den Kühlzellen freigesetzte Energie gesammelt und per Wärmetauscher auf gewöhnliches Leitungswasser übertragen. Dieses Wasser wird dabei auf bis zu 60 Grad aufgeheizt und anschließend direkt in den Speicherzylinder geleitet.

 

Der Behälter fasst insgesamt etwa 22.000 Liter. Der Clou des Behälters ist, dass sich aufgrund der temperaturabhängigen Dichteunterschiede des Wassers drei Hauptschichten bilden. Im unteren Drittel liegt die Temperatur bei etwa 20 bis 30 Grad, die mittlere Schicht enthält 30 bis 45 Grad warmes Wasser und im oberen Bereich belaufen sich die Temperaturen auf bis zu 55 Grad. Jede Schicht kann einzeln „angezapft“ werden und dient unterschiedlichen Zwecken. Das heiße Wasser wird direkt zur Heizungsanlage geführt und wärmt so Wohnhaus, die Wohnung der Mitarbeiter und die Betriebsbüros, insgesamt eine Fläche von etwa 400 m². Die etwas kühlere Schicht wird in eine Fußbodenheizung in den Lagerhallen geleitet. 

Aus dem Wasserspeicher bezieht der Betrieb aber nur 60% der insgesamt benötigten Heizenergie. Eine Hackschnitzelverbrennungsanlage liefert die restlichen 40%. Das gerodete Holz der eigenen Apfelbäume liefert die dafür benötigten Hackschnitzel. Die wenige, verbleibende Asche kommt als Dünger zurück auf den Acker.

Für dieses bundesweit einzigartige Energiekonzept wurde das Ehepaar Augustin mit dem Förderpreis Ökologischer Landbau 2010 ausgezeichnet.

Weitere Informationen erhalten Sie hier:

Bio-Obst Augustin KG
Telefon:  04162 / 900180
Email: kontakt@bioaugustin.de


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