Issue III / July 2011

Leitartikel: EnercitEE und der Erfahrungsaustausch


Wir haben bereits viel Erfahrung im Umgang mit den verschiedenen Aspekten des Themas „Energieeffizienz“.

Wir wissen, wie wir an bestimmte Herausforderungen auf lokaler und regionaler Ebene herangehen müssen. Wir haben Erfahrung in der Politikgestaltung und in der Anwendung bestimmter Maßnahmen und Instrumente. Wir kennen gute Strategien, um bestimmte Ziele zu erreichen und wir wissen auch, was vermieden werden sollte. Wir haben viel praktische Erfahrung darin, wie energieeffiziente Gebäude gebaut und wie nachhaltige Mobilität organisiert werden müsste. Es gibt innovative Lösungen für einen energieeffizienteren Lebensstil im privaten Bereich oder im Arbeits- und Geschäftsleben. Wir haben auch Erfahrung darin, Bürgerinnen und Bürger sowie Beschäftigte der Kommunen anzusprechen, um sie für unsere Ziele zu gewinnen, ihnen zu zeigen, was sie als Einzelpersonen tun können und warum dies so wichtig ist.

In allen EnercitEE Partnerregionen haben wir unterschiedliche Erfahrungen und gute Beispiele, von denen andere Regionen profitieren können.

Da ich im EnercitEE-Projekt für die Koordinierung der Aktivitäten rund um das Thema Erfahrungsaustausch zuständig bin, freue ich mich, an dieser Stelle die Gelegenheit zu haben, Ihnen einen kurzen Überblick über unseren Ansatz und unsere Aktivitäten geben zu können. Im Projekt verwenden wir unterschiedliche Methoden des Erfahrungsaustausches zwischen den Partnern. Dieser Newsletter, aber auch Handbücher und Broschüren, unsere Website, Fachexkursionen, lokale und regionale Seminare sowie Schulungen sind Instrumente, die den Austausch von Erfahrungen und schließlich auch die Übertragung von guten Beispielen in die Partnerregionen unterstützen.

Eine Sammlung guter Beispiele aus den EnercitEE Partnerregionen wird in Form eines Handbuchs Ende des Sommers 2011 erscheinen und folgende Themenbereiche behandeln:

  • Energieeffiziente Gebäude
  • Energieeffiziente Wärme-/Stromerzeugung und –versorgung
  • Energieeffiziente und nachhaltige Mobilität
  • Energieeffiziente Innovationen und Technologien
  • Verbesserung der Energieeffizienz durch Kommunikation und Motivation.

Ich möchte nochmals betonen, dass das voneinander Lernen essentiell ist, um die 20-20-20-Ziele der EU zu erreichen. Dafür ist eine aufgeschlossene Haltung in unserer Arbeit unverzichtbar. Darüber hinaus müssen wir uns hohe kurz- und langfristige Ziele zur Energieeinsparung setzen und ihnen auch auf politischer Ebene Akzeptanz verschaffen. Unseren Zielen müssen wir hartnäckig und langfristig folgen und sie immer wieder kommunizieren, um die notwendige Umsetzung zu erreichen.
Es gibt bereits erfolgreiche Instrumente für die verschiedenen Schritte dieses Prozesses. Wir müssen sie nur besser in Erfahrung bringen, um sie übernehmen und, angepasst an den spezifischen regionalen Kontext, anwenden zu können.

             Hans Gulliksson, EnercitEE Component 3 Manager
             (verantwortlich für die Koordinierung des Erfahrungsaustauschs)

EnercitEE´s 1. Interregionales Symposium „Energieeffiziente Wärme-/Stromerzeugung und –versorgung”

Picture: EnercitEE Component Seminar April 2011 Växjö

Anfang April 2011 trafen sich Vertreter der EnercitEE Partnerregionen in Växjö / Schweden zum ersten EnercitEE Symposium, um miteinander zu diskutieren und ihre Erfahrungen zum Thema „Energieeffiziente Wärme-/Stromerzeugung und –versorgung” auszutauschen. Rund 30 Personen aus der EnercitEE Partnerschaft und aus den Teilprojekten nahmen teil.

Thematisch deckte das erste Symposium ein weites Feld von der Kraft-Wärme-Kopplung zu innovativer Energieerzeugung, Konzepten für die Nahwärmeversorgung bis hin zur Sanierung von Wärmeleitungen ab.

Die Veranstaltung war sehr gut von den EnercitEE Partnern vorbereitet worden. Jede Region stellte Informationen zum regionalen Energieverbrauch, zur Energieerzeugung und zu den energiepolitischen Zielen und Politiken zusammen, was als Basis für die Präsentation und die Diskussion auf dem Symposium genutzt wurde. Während des lebendigen Austauschs wurde deutlich, dass die Situation in den jeweiligen Regionen sehr unterschiedlich ist. Das betrifft sowohl die verfügbaren Werte zu Energieverbrauch und – erzeugung, als auch die politischen Rahmenbedingungen, die Potentiale und Herausforderungen.

Picture: EnercitEE Component Seminar April 2011 Växjö

Insgesamt werden drei EnercitEE Symposien im Laufe des Projektes stattfinden. Das nächste ist für Ende Januar 2012 in Annecy/Frankreich geplant und wird sich thematisch auf „Kommunikation und Motivation zur Energieeffizienz“ mit den Zielgruppen Bürger und Kommunen konzentrieren. Das 3. EnercitEE Symposium wird sich mit dem Thema „Energieeffiziente Gebäude und Innovationen“ beschäftigen und im Oktober 2012 in Leipzig durchgeführt werden. 

Gute Beispiele aus Smaland


In Verbindung mit dem ersten interregionalen EnercitEE Symposium wurden Fachexkursionen und Schulungen durchgeführt. Die Teilnehmer besuchten ein Heizkraftwerk in Växjö, ein kleineres Nahwärmeheizwerk in Rottne und ein Passivhaus in Portvakten.

Das Heizkraftwerk befindet sich in Växjö und wird von der Firma Sandviksverket VEAB betrieben. Der technische Direktor, Herr Lars Ehrlén, präsentierte sowohl Hintergründe und Strategien zur Strom- und Wärmeversorgung in Växjö als auch technische Informationen zum Heizkraftwerk. Das Kraftwerk hat eine Kapazität von insgesamt 150 MW. Zusätzlich zu Wärme und Strom können Gebäude mit Kälte versorgt werden, die mittels Absorptionskältemaschinen erzeugt wird. In Växjö basieren mehr als 90 % der Wärmeerzeugung und rund 50 % der Stromerzeugung auf Biomasse.

Picture: Study Visit VEAB April 2011 Växjö

Fachexkursion im Sandviksverket Blockheizkraftwerk

Darüber hinaus wurde der strategische Ansatz der Stadt Växjö, der seit den 1990ern verfolgt wird, von Herrn Henrik Johansson vorgestellt. Er gab außerdem Einblicke in die zukünftige Arbeit, die notwendig ist, um das Ziel der Stadt, in Zukunft keine fossilen Brennstoffe zur Energieerzeugung mehr zu benötigen („fossil free city“), zu erreichen. Dazu werden visionäre Ziele in den Bereichen Gebäude, Verkehr und Biokraftstofferzeugung verfolgt und strategische Planungen vorgenommen.

Eine weitere Fachexkursion führte zum Nahwärmeheizwerk in Rottne, welches rund 85 % des Wärmebedarfs des 2000 Einwohner zählenden Dorfes abdeckt. Das Heizwerk besteht aus zwei Biomasse- und einem Ölheizkessel und hat eine Wärmeleistung von 4 MW. Zur Wärmeerzeugung werden hauptsächlich Holzhackschnitzel verfeuert (95 % der Wärmeproduktion). Fast alle Gemeinden im Verwaltungsbezirk Kronoberg besitzen solch kleine Nahwärmeheizwerke, die auf Basis von Biomasse arbeiten.

Schließlich wurde ein Passivhaus in Portvakten besichtigt. Herr Anders Franzén gab den Exkursionsteilnehmern umfassende Informationen über die Gebäudetechnologie und führte an dieser Stelle aus, dass durch die Verwendung von Holz als Baumaterial Kohlendioxid über längere Zeit gebunden werden kann.

Bewilligte Teilprojekte der zweiten EnercitEE Ausschreibungsrunde


E-FoxES: Energy saving Foxes in European Schools
(Energiesparfüchse in Europäischen Schulen)

Federführend:
Technologie- und Gründerzentrum Bautzen, GmbH (Sachsen)

Weitere Teilprojekt-Teilnehmer:
Energy Agency for Southeast Sweden
(Smaland (Kalmar and Kronoberg)/Blekinge),
Prioriterre (Haute-Savoie)

Gesamtbudget:   EUR 216.310

Der Antrag für das Teilprojekt E-FoxES wurde unter dem Schwerpunkt 2 “Neue politische Ansätze zur Bewusstseinsbildung (Energiewettbewerbe und Spiele)“ eingereicht.

E-FoxES hat sich zum Ziel gesetzt, das Verhalten der Bürger in Bezug auf ihren Energieverbrauch in den am Teilprojekt beteiligten Partnerregionen nachhaltig zu verändern. Zunächst werden Schüler angesprochen, über Energieeinsparung und Energieeffizienz nachzudenken. Zu diesem Zweck sollen  Energiesparwettbewerbe zwischen Schulen etabliert werden, die einem zuvor gemeinsam entwickelten Konzept folgen. Die Projektpartner werden dieses Konzept in Pilotprojekten testen, Erfahrungen austauschen und das weiter entwickelte und erprobte Konzept anderen interessierten Gemeinden und Regionen zur Verfügung stellen. E-FoxES wird die wichtigsten Erfolgsfaktoren für Energiesparwettbewerbe zwischen Schülern in europäischen Städten und Regionen untersuchen. Politische Entscheidungsträger, Jurymitglieder und andere Beteiligte werden zur öffentlichen Preisverleihungszeremonie eingeladen. Dadurch werden neben den Schülern eine große Anzahl von Bürgern erreicht und angeregt, über eine Veränderung ihres Lebensstils und eine Reduzierung ihres CO2-Fußabtritts nachzudenken.


ActEE: Actions and communication Tools about Energy Efficiency
(Aktionen und Kommunikationsinstrumente zur Energieeffizienz)

Federführend:
Mountain Riders (Haute-Savoie)

Weitere Teilprojekt-Teilnehmer:
DAPT – Department of Architecture and Urban Planning
(Emilia-Romagna),
Regional Development Agency “ARLEG” S.A. (Dolny Śląsk)

Gesamtbudget:   EUR 129.096

Der Projektantrag für ActEE wurde unter dem Schwerpunkt 4 „Verbreitung guter Beispiele von Bürgern zur Energieeffizienz“ eingereicht.

ActEE strebt danach, gute Beispiele im Bereich der Kommunikationsinstrumente zu identifizieren, zu verbreiten und weiterzuentwickeln. Durch den Vergleich der existierenden Instrumente sollen unter Berücksichtigung der Erfahrung der Partner diejenigen ausgewählt und weiterentwickelt werden, die bei niedrigen Kosten einen größeren Nutzen gewährleisten. Im Rahmen ActEE´s werden dazu zunächst in den beteiligten Regionen Studien zu den vorhandenen guten Beispielen durchgeführt und diese zwischen den Partnern ausgetauscht. Anschließend werden geeignet erscheinende Kommunikationsmittel in den beteiligten Ländern ausprobiert und somit ihre Wirkung, Bürger zu einer spürbaren Verhaltensänderung in Bezug auf Energieverbrauch und Konsum zu motivieren, getestet. ActEE wird darüber hinaus Meinungsführer und Entscheidungsträger einbinden und alle Akteure durch Ausstellungen, Events und Kommunikationsinstrumente wie Marketing-Kampagnen, Videos und Medien erreichen. ActEE´s Ziel ist es, eine witzige und positive Haltung und innovative Kommunikationsmittel mit einer wissenschaftlichen Herangehensweise zu kombinieren. 


GRACE: Grants and other incentives for cost and energy efficiency
(Zuschüsse und andere Anreizprogramme für Kosten- und Energieeffizienz)
 
Federführend:
Technologie- und Gründerzentrum Bautzen, GmbH (Sachsen)

Weitere Teilprojekt-Teilnehmer:
Wroclaw Research Centre EIT+Ltd. (Dolny Śląsk),
Energy and Sustainable Development Agency of Modena (AESS),
(Emilia-Romagna)

Gesamtbudget:   EUR 129.150

Der Projektantrag für GRACE wurde unter dem Schwerpunkt 5 „Anreiz- und Förderprogramme für energieeffiziente Bürger” eingereicht.

Ziel des Teilprojektes GRACE ist es, Kosten und tatsächliche Auswirkungen von öffentlichen und privaten Fördermöglichkeiten für Energieeffizienz steigernde Maßnahmen für Bürger und Kommunen zu analysieren. Laufende Programme werden unter Berücksichtigung der Art der Fördermittelnehmer, ihrer Zufriedenheit, der Energieeinsparung und der Reduzierung der CO2-Emissionen evaluiert. Die Teilprojektpartner werden die erfolgreichen Beispiele lokaler und privater Initiativen, z.B. Projekte von Gemeinden für ihre Bürger, öffentlich unterstützen. Ergebnisse von regional durchgeführten Pilotprojekten zu neuen Finanzierungsinstrumenten, einschließlich Umlaufkreditfonds und steuerbezogene Maßnahmen, werden detailliert untersucht. Regionale Behörden, die verantwortlich für Anreize und Zuschüsse für Bürger sind, werden direkt am Projekt beteiligt. Am Ende des Projektes werden Vorschläge zur Weiterentwicklung der bestehenden Programme oder zur Etablierung neuer Fördermaßnahmen formuliert.


EEMTE: Energy Efficiency in Municipality – Training and Exchange of experience
(Energieeffizienz in der kommunalen Verwaltung/
Wissensvermittlung und Erfahrungsaustausch)

Federführend:
The Commune of Jelcz-Laskowice (Dolny Śląsk)

Weitere Teilprojekt-Teilnehmer:
Stadt Leipzig (Sachsen),
Municipality of Cluses (Haute-Savoie),
Municipality of Oskarshamn
(Smaland (Kalmar and Kronoberg)/Blekinge,
Prioriterre (Haute-Savoie)

Gesamtbudget:   EUR 231.750

Der Projektantrag für EEMTE wurde unter dem Schwerpunkt 7 “Aus- und Fortbildung zur Energieeffizienz für Mitarbeiter/innen kommunaler Verwaltungen” eingereicht.

EEMTE´s Ziel ist es, gemeinsam sowohl Informations- und Weiterbildungsmaterial als auch Weiterbildungsinstrumente zu entwickeln. In Qualifikationskursen sollen Entscheidungsträger und Mitarbeiter öffentlicher Einrichtungen in relevanten Vorschriften geschult und Erfahrungen und gute Beispiele ausgetauscht werden. Die Methodik und die Weiterbildungsinstrumente, die im Projekt erarbeitet werden, werden aktiv beworben und lokalen Akteuren (z.B. öffentlichen Verwaltungen) zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus werden die Projektpartner einen Überblick über bestehende Weiterbildungskonzepte zusammenstellen und davon ausgehend Empfehlungen für den Erfolg dieser bereitstellen. Jeder Projektpartner wird diese allgemeinen Empfehlungen an die Bedürfnisse und an spezifische Aspekte in der Region anpassen.


FIPREC: Financing Instruments, by Potential and Requirements of Energy saving Contracting
(Finanzierungsinstrumente – Potential und Anforderungen an Energiespar-Contracting)

Federführend:
CISA scarl – Innovation Center Environmental Sustainability
(Emilia-Romagna)

Weitere Teilprojekt-Teilnehmer:
Sächsische Energieagentur – SAENA GmbH (Sachsen),
Commune of Olawa (Dolny Śląsk)

Gesamtbudget:   EUR 129.616

Der Projektantrag für FIPREC wurde unter dem Schwerpunkt 8 “Entwicklung politischer Ansätze zu Finanzierungsinstrumenten für Kommunen” eingereicht.

FIPREC wird dazu beitragen, anwendungsorientierte Lösungen zu Problemen bei öffentlich-privaten Partnerschaften und anderen Finanzierungsmöglichkeiten von Energieeffizienzmaßnahmen zu finden. Innerhalb des Projektes sollen Energiesparmaßnahmen in Gebäuden und bei technischen Anlagen entwickelt und gleichzeitig finanzielle Ressourcen geschont werden. Zusätzlich zur Reduzierung der jährlichen Energiekosten sollen Möglichkeiten für Kommunen und lokale Entscheidungsträger gefunden werden, die notwendige Erneuerung der technischen Anlagen durchzuführen, ohne zusätzliche finanzielle Mittel zu benötigen. FIPREC wird eine führende Rolle im Bereich des Energiespar-Contractings (Energy Saving Contracting) spielen. Andere Regionen sollten von den Ergebnissen und Erfahrungen des Projektes lernen und angeregt werden, selbst solche Finanzierungsmöglichkeiten zu entwickeln.

Erfolgreicher Start der Teilprojekte der 1. Ausschreibungsrunde


Alle EnercitEE Teilprojekte, die in der 1. Ausschreibungsrunde bewilligt wurden, sind zu Beginn des Jahres 2011 erfolgreich gestartet.

Während der Auftaktveranstaltungen der jeweiligen Teilprojekte tauschten sich die Teilprojektpartner zum aktuellen Stand der betreffenden Teilprojektthematik, zur regionalen Energiepolitik und zu den Herausforderungen in den jeweiligen Regionen aus und stimmten gemeinsam die nächsten Schritte ab. Darüber hinaus informierten sich alle Projektteilnehmer über das Berichtswesen, über die Fristen innerhalb EnercitEE´s und über weitere relevante Themen rund um das Teilprojektmanagement. Jedes Teilprojekt wird mindestens 3 interregionale Treffen durchführen, um Informationen auszutauschen, Aufgaben zu verteilen, Entscheidungen zu treffen, den Projektplan anzupassen oder Ergebnisse zu diskutieren. Die Auftaktveranstaltungen der Teilprojekte wurden wie folgt durchgeführt:

LEEAN:
9. März 2011 in Dresden, Sachsen

SCC:
16. - 17. Februar 2011 in Växjö, Schweden

SUSTRAMM:
8. - 9. Februar 2011 in Karlskrona, Schweden

RIEEB:
9. März 2011 in Dresden, Sachsen

CLIPART:
27. - 28. Januar 2011 in Bologna, Italien und

PraTLA:
7. - 8. Februar 2011 in Brüssel

EnercitEE Veröffentlichungen

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